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Elektrotherapie - Strom für den Körper
Wasser-, Wind- oder Atomkraftwerke - auf der ganzen Welt wird Strom produziert. Zurecht, denn wir benötigen sehr viel davon. Alleine im Jahr 2019 verbrauchte ein Mensch durchschnittlich pro Tag 58 kWh Energie. Wir benötigen Strom für alles: kochen, arbeiten, Auto fahren und auch für Therapien, zum Beispiel in Form der Elektrotherapie. Seit Ewigkeiten wird in der physikalischen Therapie auf Strom gesetzt und dort werden auch Erfolge erzielt. Doch wie genau funktioniert eigentlich die Elektrotherapie, wie kann sie eingesetzt werden und wer kann den Reizstrom für sich nutzen? In diesem Artikel werden Antworten auf diese Fragen gegeben.
Was ist die Elektrotherapie?
Elektrotherapie ist eine Behandlung, bei der elektrischer Strom eingesetzt wird. Sie wird am häufigsten in der Schmerztherapie, aber auch in der Regeneration eingesetzt. Ebenfalls findet sie Anwendung bei Nervenkrankheiten oder Muskelbeschwerden.
Seit Mitte des 18. Jahrhunderts wird Strom in der Medizin eingesetzt. Der Urvater der Elektrotherapie ist Christian Gottlieb Kratzenstein. Der deutsche Naturforscher sah schon früh, wie Strom in der medizinischen Behandlung eingesetzt werden kann. Er behauptete sogar, dass Strom ein “Allheilmittel” sei. Das erste Lehrbuch zum Thema Elektrotherapie wurde im Jahr 1752 vom deutschen Arzt Johann Gottlieb Schäfer veröffentlicht. Er konzentrierte sich in diesem Lehrbuch besonders auf die Behandlung von Lähmungen mit Strom. Durch den Strom konnte man nämlich Muskeln zucken lassen und somit einen Nervenimpuls vortäuschen.
Die Geschichte der Elektrotherapie hat jedoch nicht nur positive Seiten. Ab dem Jahr 1930 versuchte man Menschen mit Schizophrenie oder Depressionen durch Elektroschocks zu heilen. Geheilt wurden die Patienten dadurch aber selten. Meist verschlechterte sich der Zustand und die Patienten erlitten bleibende Schäden. Gott sei Dank gibt es diese Behandlung heutzutage nicht mehr, die Wirkung des Stromes ist besser erforscht und kann nicht mehr so einen Schaden auslösen.
Was passiert bei einer Elektrotherapie?
Es gibt viele verschiedene Arten, wie eine Elektrotherapie aussehen kann. Dabei unterscheidet sich vor allem der Ablauf und die Höhe der Frequenz, die zur Behandlung verwendet wird. Bei einer klassischen Elektrotherapie läuft es wie folgt ab: Es werden zunächst zwei Elektroden gepolt und auf der nackten Haut des Patienten befestigt. Diese zwei Elektroden sind zu unterscheiden in Wirkelektrode und Bezugselektrode. Von der Wirkelektrode fließt der Strom in den Körper. Wichtig ist es, die Wirkelektrode auf der Körperstelle zu platzieren, die schmerzt bzw. betroffen ist. Die Bezugselektrode schließt den Stromkreis. Sind die Elektroden an der Haut “angeschlossen”, wird die Stärke des Stroms bestimmt. Sie soll nicht zu schwach sein, aber auch nicht zu stark, damit keine Schäden an der Haut auftreten. Wenn die Elektrotherapie nach einer gewissen Zeit beendet wird, werden die Elektroden wieder vorsichtig entfernt.
Bei einer Elektrotherapie kommt das gleiche Prinzip wie bei einer Akupunktur zu tragen: die Gegenirritation. Unter Gegenirritation versteht man, dass die eigentlichen Schmerzen durch einen anderen Reiz blockiert werden. Ein Beispiel: Sie leiden an Knieschmerzen und Ihr Arzt verschreibt Ihnen eine Elektrotherapie. Durch den Strom, der durch die Elektroden in den Körper fließt, werden nicht schmerzende Reize vom Körper angesprochen und wahrgenommen. Diese nicht schmerzenden Reize haben einen direkteren Weg ins Gehirn als die schmerzenden Reize, die durch das Knie ausgelöst werden. Das Hirn nimmt diese Reize somit stärker auf und “vergisst” inzwischen den Schmerz, den das Knie auslöst.
Welche Arten der Elektrotherapie gibt es?
Natürlich gibt es nicht nur eine Form der Elektrotherapie. Die Wissenschaft hat zahlreiche Formen der Elektrotherapie entwickelt. Jede Art hat eine andere Wirkung und kann für unterschiedliche Krankheiten bzw. Beschwerden eingesetzt werden. Grundsätzlich kann man die Elektrotherapie grob in folgende Gruppen unterteilen:
- Gleichstromtherapie
- Niederfrequenztherapie
- Mittelfrequenztherapie
- Hochfrequenztherapie
Die Einteilung in diese Gruppen erfolgt durch die Frequenz mit der der Strom durch den Körper geschleust wird. Die einzelnen Verfahren sind somit entweder der Gleichstromtherapie, der Niederfrequenztherapie, der Mittelfrequenztherapie oder der Hochfrequenztherapie einzuordnen.
Gleichstromtherapie/Galvanisation
Benannt nach dem italienischen Arzt Luigi Galvani wird in der Gleichstromtherapie logischerweise Gleichstrom verwendet. Bei der Gleichstromtherapie werden die Nerven in der Gefäßwand gereizt. Dadurch kann die Durchblutung gesteigert werden. Ebenfalls wird bei der Gleichstromtherapie die Muskulatur aktiviert und gelockert, sowie die Schmerzen gelindert. Außerdem können sogar Medikamente mit der Gleichstromtherapie in die Haut gebracht werden, mit der sogenannten Iontophorese.
Niederfrequenztherapie
Bei der Niederfrequenztherapie werden Impulsströme angewandt. Der Strom hat dabei eine Frequenz zwischen 1 und 1000 Hertz. Abhängig von der Höhe der verwendeten Frequenz können die Auswirkungen unterschiedlich sein. Wenn die Frequenz höher ist, wird die Niederfrequenztherapie für die Schmerzlinderung und die Entzündungshemmung eingesetzt. Bei niedrigeren Frequenzen wird hingegen die Durchblutung der Haut gefördert und die Muskulatur angeregt.
Mittelfrequenztherapie
Bei der Mittelfrequenztherapie wird Wechselstrom eingesetzt. Es werden bei dieser Therapieform 1 bis 100 Kilohertz verwendet. Die Mittelfrequenztherapie wird meist für den Stoffwechsel der Muskulatur eingesetzt. Außerdem erhöht sie die muskuläre Ausdauer. Genauer gesagt, können mit dieser Therapieart Muskelfasern aktiviert werden, damit ein Muskelgefühl hervorgerufen wird.
Hochfrequenztherapie
Bei der Hochfrequenztherapie werden Frequenzen über 100 Kilohertz verwendet. Hier werden Stromimpulse mit sehr hoher Spannung auf den Körper übertragen. Durch die Übertragung der hohen Frequenz auf die Haut erwärmt sich das Hautgewebe. Folglich können verspannte Muskeln gelockert und Verletzungen schneller geheilt werden.
Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS)
Die transkutane elektrische Nervenstimulation ist eine Reizstromtherapie, die sehr schonend wirkt. TENS wird als Begleittherapie empfohlen, um Beschwerden in sehr kurzer Zeit zu mindern. Bei chronischen Schmerzen wird die Therapieform am häufigsten angewandt, da der Schmerz, bevor er in das Rückenmark übertragen wird, blockiert wird. Eingesetzt wird die TENS-Therapie unter anderem auch noch in der Muskelbehandlung und in der Wundbehandlung. Das besondere an der TENS ist, dass man diese Behandlung selbst von zu Hause anwenden kann. Zuerst muss jedoch eine Anleitung von einem Therapeuten oder einem Arzt erfolgen.
Ultraschalltherapie
Die Ultraschalltherapie zählt ebenso zu der Elektrotherapie. Bei der Ultraschalltherapie wird mit Schallwellen gearbeitet. Diese erzeugen Wärme und können Schmerzen bei Gelenkbeschwerden lindern. Ebenfalls kann die Ultraschallbehandlung bei Bänder- und Sehnenverletzungen hilfreich sein, aber auch bei chronischen und rheumatischen Erkrankungen.
Wann ist eine Elektrotherapie sinnvoll?
Wie die zuvor erwähnten Therapieformen zeigen, kann eine Elektrotherapie helfen zahlreiche Krankheiten zu lindern. Man muss jedoch klar feststellen, dass eine Elektrotherapie nicht die Heilung für alle Krankheiten ist. Sie kann dennoch sehr effektiv bei der Behandlung von verschiedenen Krankheitsbildern und Schmerzen sein. Hier noch ein kleiner Überblick, bei welchen Beschwerden eine Elektrotherapie sinnvoll ist:
- Durchblutungsstörungen im Gewebe
- Schwindende Muskelmasse, die bedingt durch chronische Erkrankungen, Unfälle sowie Erkrankungen des peripheren Nervensystems ist
- Muskel- und Gelenksschmerzen
- chronische Entzündungen
- Lähmungen
- Inkontinenz
Welche Risiken bergen eine Elektrotherapie?
Bei der Elektrotherapie gilt: alles mit rechten Maß. Denn, eine zu hohe Dosis an Strom kann zu Hautschäden führen. Diese könnten sich in Form von leichten Verbrennungen oder Verätzungen äußern. Ebenfalls können Entzündungen durch die Elektrotherapie auftreten. In der Schwangerschaft sollte man auch Abstand von einer Hochfrequenztherapie nehmen, da über die elektrischen Impulse Missbildungen beim Embryo auftreten können.
Besonders Menschen mit
- Metallen im Körper
- Thrombosen
- offenen Hautstellen
- Arteriosklerosen und
- akuten Entzündungen
sollten sich nicht einer Elektrotherapie unterziehen.
Vorsicht walten, sollten Menschen mit folgenden Erkrankungen:
- Herzrhythmusstörungen
- Menschen mit Herzschrittmachern
- Bösartige Tumore
- erhöhte Blutungsneigung
- fieberhafte Krankheitsverläufe
Weiters ist zu erwähnen, dass Elektrotherapien prinzipiell nicht in Herznähe durchgeführt werden sollen. Außerdem sollten offene Wunden oder entzündete Stellen nicht mit Elektroden beklebt werden.
Elektrotherapien in der Therme NOVA
Im Institut / Ambulatorium der Therme NOVA gibt es zahlreiche Möglichkeiten, wie Sie sich einer Elektrotherapie unterziehen können. Neben unterschiedlichen Formen der Elektrotherapie finden Sie ebenfalls Möglichkeiten für Thermo- und Ultraschalltherapie an. Die Therapeuten der Therme NOVA sorgen dafür, dass die richtige Behandlung für Ihre Bedürfnisse bereitsteht. Wir freuen uns auf Sie.